Tag 6: Ballonfahrt und 6,5 Sunden Karnaktempel

Nach zwei Stunden Schlaf war die Nacht für uns um 4 Uhr zu Ende. Wir hatten einen Ballonflug im Sonnenaufgang gebucht und dazu wurden wir natürlich schon früh abgeholt. Ein kleiner Minibus fuhr pünktlich an unserem Hotel vor und ein schrecklicher Anblick bot sich dem, der uns abholen sollte.
Das schreckliche Foto von uns, blaß mit dicken Augen und hängenden Lidern, mit gequältem Lächeln vor unserem Heißluftballon, stellen wir hier jetzt aber nicht ein.

Mit vereinten Kräften wird der Ballon aufgeblasen. Gleich gehts los.




Start zum Sonnenaufgang

"Uli, mach Fotos!!"

Doch unsere Gesichtsfarbe wurde bald schon wieder frischer. Nachdem uns der Kapitän unseres Ballons noch einmal genaue Anweisungen gegeben hatte (bei der Landung in die Hocke gehen, gut festhalten) konnten wir pünktlich zum Sonnenaufgang starten.
Wir starteten in der Nähe des Ramesseums zogen ein Stück Richtung Hatschepsut-Tempel und dann ging es tatsächlich Richtung Nil. Der Wind stand günstig. Wir kamen nah genug an den Nil heran um auch einen Blick Richtung Karnak-Tempel und Luxor-Tempel zu werfen. Der Karnak-Tempel sah richtig urig aus, da er noch halb im Frühnebel lag.

Einer der zahlreichen Ballons
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Noch keine Touristenmassen im Hatschepsuttempel
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Ballons in Theben-West

Von oben kann man das dörfliche Treiben beobachten

Wir kamen ganz schön weit hoch
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Es gab auch wieder einen Ballon, der über den Nil auf die andere Seite fuhr. Das ist eigentlich verboten, trotzdem landete er kurz hinterm Luxortempel. Es soll auch schon Ballons gegeben haben, die mal auf dem Nil oder auf dem Flughafen gelandet sind.
Die Fahrt dauerte etwa 45 Minuten. Ein wenig krampfte sich der Magen zusammen, als der Ballon langsam auf den kleinen Nilarm zusteuerte. Es war auch ziemlich knapp. Einen Meter weiter links und wir wären bestimmt ins Wasser gekippt. Doch es war mal wieder eine Punktlandung. Wir konnten aufatmen.

Zum guten Schluß gab es noch Musik und Tanz. Die Männer, die den Ballon runtergeholt hatten, forderten die Mädels zum Tanzen auf. Doof nur, dass die nach der Arbeit und dem Hinterm-Ballon-Herrennen alle vor Schweiß trieften.

Blick zur Ostseite
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Der Karnaktempel im Frühnebel
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Mehr zum Ballonfahren in Luxor gibts im Ballonfahrt-Bericht von 2005 (neues Fenster)

Landeplatz neben dem Nilarm.

Rechts im Bild der Kapitän und links kann man sehen, wie knapp am Nilarm wir gelandet sind.

Nachdem wir mit einer Ballonfahrer-Urkunde zurück ins Hotel gebracht worden sind, konnten wir noch mal so richtig ausgiebig frühstücken (wir hatten früh mogens ein kleines Freßpaket und einen frischen Kaffee bekommen).

Jeder andere hätte sich vermutlich jetzt erst mal ins Bett gelegt. Wir nicht. Wir starteten die heftigste Besichtigung des Urlaubs. Sechseinhalb Stunden bei über 45 Grad im Karnak-Tempel.
Geplant war das nicht. Die Zeit verflog einfach wie im Fluge.

Baustelle am Karnaktempel.

Wo sind wir denn hier?

Nachdem wir mal wieder mit der Fähre übergesetzt hatten winkten wir ein Taxi heran. Mal wieder so eine Kiste, die mindestens schon 30 Jahre alt war und bei der man froh sein konnte, wenn sie nicht jeden Moment auseinanderfällt. Aber Nico handelte einen guten Preis aus.
Irgendwie fuhr der Taxifahrer dann nicht den gewohnten Weg, wir wunderten uns schon. Doch dann sahen wir den Grund: Rund um den Karnak-Tempel eine Riesen-Baustelle. Hier sollte mal wieder extra für die Touristen alles schön neu gemacht werden. Irgendwie war ganz Luxor eine Baustelle.
Um halb elf standen wir am Tickethäuschen des Karnak-Tempels. Doch was war das? Menschenmengen. In mega-kurzen Hosen, winzigen Trägertops, teilweise mit hochhackigen Schuhen (da fragt man sich wie die durch den Tempel stolpern) und irgendwie wirkten einige gelangweilt, ungeduldig, nach dem Motto: "Wär ich doch besser am Strand geblieben."
Halb elf. Genau um diese Zeit kommen die zahlreichen Bade-Urlauber mit dem Konvoi aus Hurghada an. Aber wir machten das beste draus. Da die Menschentraube am Eingang riesig war, warteten wir auf dem Vorplatz, setzten uns in den Schatten und beobachteten.

Die einen gut eingepackt mit Schirm und Handschuhen...

...die anderen vollkommen schamlos mit Pömps

Eine der restaurierten Kapellen im Freilichtmuseum.
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Die Wand der Kapelle. Aber irgendwie sind die Hieroglypen falsch rum.
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Nachdem sich die Menschenmassen in den großen Säulensaal verzogen hatten gingen wir auch zum Eingang. Schnell in der Sphingenallee ein paar Fotos gemacht und dann erst mal zielsicher Richtung Freilichtmuseum. Wir waren sicher, dass wir dort von den Rot-Meer-Touristen niemanden antreffen würden, denn dort kostete es noch mal ein paar Pfund Zusatzeintritt und das war bei den Tagestouren aus Hurghada normalerweise nicht dabei. Und wir waren tatsächlich fast alleine dort.

Genauso war es dann auch im Tempel von Ptah.

--------------Ägypten-Wissen--------------

Karnak: Tempel von Ptah


Wenn man aus dem Freilichtmuseum rauskommt und dann direkt nach links weiter geht, kommt man an diesem Weg vorbei. Folgt man diesem erreicht man den Tempel von Ptah. Hier wird man auch schon freudig von einem oder zwei Wächtern erwartet, da sich nicht viele Touristen hier hin verirren.

Der kleine Tempel wurde für den Gott Ptah errichtet. Ptah war der Hauptschöpfergott der alten Ägypter. Zu erkennen ist er besonders gut an dem kahlgeschorenen Kopf und der enganliegenden Mütze darauf. Sieht ein bißchen so aus als hätte er eine Badekappe auf.

Im hinteren Bereich steht auch eine Statue von Ptah. Leider ohne Kopf. Daher hoben die lustigen Tempelwächter mal schnell für ein Foto die Nico dahinter hoch. Sieht doch fast echt aus. Fehlt nur die Badekappe.

In einem ziemlich dunklen Raum, den die Wächter erst geheimnisvoll aufschlossen, steht eine Statue von Ptahs Gefährtin Sechmet. Noch vor einem Jahrhundert verbreitete diese Statue Angst und Schrecken unter den Dorfbewohnern, weil diese glaubten dass die Statue nachts durch die Strassen zog und Kinder raubte.
Die Tempelwächter hatten keine Angst, sondern führten für uns sogar eine Zeremonie an der Statue durch, die angeblich Glück bringen soll.

Oben aufs Dach durften wir auch noch schnell, um ein paar Fotos zu machen.

Diese Hieroglyphen sind wunderschön gearbeitet und noch sehr gut zu erkennen. Wer Lust hat kann sie ja anhand des großen Bildes mal versuchen zu entziffern.
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Gefunden.

Und direkt die nächste Botschaft.

Auch in diesem Urlaub gab es wieder eine versteckte Botschaft, die gesucht werden musste. Zwei Freundinnen, die einen Monat vorher in Luxor waren, hinterliessen uns in einem Versteck in Karnak einen klein zusammen gerollten Brief. Wie bei einer Schnitzeljagd gab es Hinweise auf das Versteck. Das Briefchen war schnell gefunden, und weil das Versteck so gut war, wurde direkt das nächste Zettelchen für Freunde von Nico geschrieben.
Weiter ging es durch Karnak vorbei am heiligen See. Dieser war erstaunlich sauber und gestunken hat er auch nicht mehr. Vermutlich hatte es im vergangenen Jahr eine große Reinigungsaktion gegeben.

Inzwischen war es auch schon Mittag geworden und die Sonne tat ihr bestes, die Touristen aus dem Tempel zu vertreiben. Oder eben in den sogenannten "Coca-Cola-Tempel", wo es Tee und kalte Getränke gab. Dort kehrten wir dann auch ein, um unsere Tanks aufzufüllen.

Der Heilige See von Karnak.
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Tee trinken im Coca-Cola-Tempel.

Blick durch den achten Pylon auf den Kran.
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Statuen vor dem achten Pylon

Als nächstes starteten wir in Richtung des großen alten Kran, der schon einige Jahrzehnte dort steht. Vermutlich wird der auch in tausend Jahren noch da stehen und die Wissenschaftler in der fernen Zukunft werden rätseln, wie der mit all dem anderen drumherum wohl zusammen passt.

Irgendwie ist zwischen dem achten und dem zehnten Pylon alles abgesperrt, also gehen wir seitlich den Weg daran vorbei um zumindest von weitem einen schönen Blick zu erhaschen.
Schließlich fanden wir dann doch noch einen Weg in das Areal zwischen dem neunten und dem zehnten Pylon. Ein Polizist, der eigentlich aufpassen sollte, dass keiner das Gelände betritt, erklärte sich bereit uns ein wenig herum zu führen. So konnten wir gegen ein wenig Kleingeld und natürlich den schon obligatorischen Kugelschreiber uns ein wenig dort umschauen.

Alles wurde genau unter die Lupe genommen. Fachmännisch zeigte uns der Polizist die alten Statuen und den zehnten Pylon, durch den man einen Blick auf die alte Sphingen-Allee, die zum Tempel von Mut führt, werfen konnte.

Am zehnten Pylon

Sphingen-Allee am zehnten Pylon.
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--------------Ägypten-Wissen--------------

Karnak: Sedfesttempel des Amenophis II.


Eine kleine Rampe führt den Besucher in das verwaiste Tempelchen. Alles ist mit Gras überwuchert und man sieht sofort, dass hier nicht oft Touristen vorbei kommen.

Hier ein Blick in den Gang zur linken Seite. Dort sieht man eine große Steinbank, die vermutlich mal so etwas wie ein Altar war.

Und zur rechten Seite findet man diese, wie zerfressen aussehende Alabaster-Statue. Unser Reiseführer-Polizist erklärte, dass dies eine Statue von Hatschepsut sei. Stimmt aber nicht. Das ist eines Statue von Amenophis II.
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Hier die "zerfressene" Statue noch mal von Nahem. Viel kann man von Ihr nicht mehr erkennen. Höchstens noch die kleine Statue links neben ihr.
Und für die, die gerne Hieroglypehen übersetzen: Links an der Wand gibts wieder was zu entziffern.
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Hier hat nicht etwa Fred Feuerstein einen Reifen verloren, sondern bei diesem Steinrad handelt es sich um ein altes Mühlrad.

Überall liegen riesige Stein-Körperteile. Hier ein halber Kopf mit Ohr

Und hier eine Pharaonen-Faust.

Dieser alte Tamarisken-Baum diente (laut unserem Luxor-Führer) schon seit einem Jahrhundert als Vorlage für verschiedene Künstler. Jetzt steht lauter Schrott davor, so will ihn bestimmt keiner mehr malen.
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Zum Chons-Tempel sind wir dann natürlich auch noch. Dieser ist auch recht sehenswert, es gibt einige düstere Kammern mit interessanten Reliefs und direkt davor steht das riesige Tor des Ptolomäus III. Euergetes. Das ist 21 Meter hoch und mit tollen Tiefreliefs verziert. Könnte man wie die alten Ägypter durch das Tor treten (jetzt ist da ein Zaun) käme man auf die große Sphingenallee, die zum Luxortempel führt.

Das Tor von Ptolomäus III. Euergetes

Reliefs im Tor
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--------------Ägypten-Wissen--------------

Karnak: Chons-Tempel

Der Tempel von Chons liegt im Südwesten des Karnakbezirks.
Chons, der Mondgott, bringt schlimme Krankheiten über die Menschen. Aber wer Krankheiten verursachen kann, der kann sie auch heilen. Und deshalb wurde er hier angebetet.

Der Pylon des Chons-Tempel.

Die Säulenhalle des Chonstempels.

Das Barkenheiligtum des Tempels. Hier stand früher die Barke (ein Schiffsmodell) in dem bei feierlichen Zeremonien der König oder der Gott von Tempel zu Tempel reiste. Natürlich nur in Form einer Statue.
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Auf diesem Bild kann man vom Barkenheiligtum aus einmal quer durch den Tempel bis zum Beginn der Sphingenallee gucken.
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Einige Malereien in den Nebenkammern sind noch recht gut erhalten. Leider ist es dort etwas düster. Wenn man aber mit Kamera und Bildbearbeitungsprogramm etwas rumtrickst, kriegt man das noch schön hin.
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Hier ein Relief der Göttin Hathor. Das erkennt man auch an der Hieroglyphe rechts (das gelbe Kästchen mit dem Falken).
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Durch diese provisorisch versperrte Türe darf man, wenn man den Tempelwächter nett fragt, auf das Dach des Tempels.

Von dort oben hat man einen tollen Blick durch einige große Öffnungen in das Tempelinnere.
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Und man hat einen schönen Blick bis zur großen Säulenhalle von Karnak.

Der Gott Chons wird oftmals auch als Pavian dargestellt. Im Säulensaal steht ein besonders schönes Exemplar.

Was ist denn in dem dunklen Raum da?

Da Türen, die nur angelehnt sind und ins Dunkle führen, die Nico magisch anziehen, wurde im Chons-Tempel plötzlich geflüstert. "Gib mal die Taschenlampe!" Die Tür quietschte und wir schauten uns um, ob auch niemand in der Nähe ist. Vorsichtig tastete Nico sich vor und leuchtete in den kleinen Raum hinter der Gittertüre. Keine Reliefs, keine Malereien, aber was war das?

Fledermäuse! "Uli, ich seh nix! Mach mal ein Foto!"

Im nächsten Urlaub muss eine
stärkere Taschenlampe her.

Blick unter die Decke. Hier wohnen
die Fledermäuse.

Blutsauger

Nickerchen

Uli hat dann auch mehrere Fotos von den Tierchen geschossen. Hat auch keinen gestört, die Wächter hatten wohl gerade Pause.

Danach ging es wieder zurück zum Zentrum des Karnak-Bezirks. Wir schlenderten durch die große Säulenhalle, besuchten nochmal den Coca-Cola-Tempel und weil eine Bekannte uns erzählt hatte, dass genau um 17 Uhr im Festtempel von Thutmosis III. ein hervorragendes Licht wäre und die Farben dort magisch leuchten würden, sind wir auch dort noch hin. Doch die Enttäuschung war groß. Die Farben hatten wir aber schon mal magischer gesehen. Hatte sie sich in der Uhrzeit vertan? Wir vermuteten es.

Unerwartet schlappe Farben in der Festhalle von Thutmoses III.

Mehr zum Karnaktempel gibts im Reisebericht 2003 (neues Fenster)



Ein rußgeschwärzter Skarabäus an der Tempelwand

Durst?

Nach 6,5 Stunden im Karnaktempel gings dann auch zurück zum Ausgang. Unterwegs beobachteten wir mal wieder die zahlreichen Touris, staunten über manches Outfit und auch über die Tierfreunde, die glaubten, die Straßenköter, die überall im Tempel rumliegen hätten Durst. Da wurde schnell die Wasserflasche ausgepackt und auf den heissen Steinboden vor den Hunden ausgeschüttet. Die Hunde ließ das ganze jedoch kalt. Sie ignorierten undankbar die Hilfsaktion.

Zurück auf der Fähre. Ernie ist auch immer dabei.

Unsere Füße waren schon ziemlich geschwollen und Uli hatte diverse Blasen, trotzdem bestand Nico auf den Preis den wir auch am Morgen fürs Taxi bezahlt hatte, so dass der einzige Taxifahrer weit und breit uns eine lange Nase zeigte und weg fuhr. Na klasse. Erst nach 20 Minuten Fußmarsch in der sengenden Sonne kam dann endlich einer angerollt. Wieder ging es mit der Fähre auf die Westseite und das Abendessen schmeckte nach dem anstrengenden Tag besonders gut.

Trotzdem schafften wir es abends wieder zum Mercure Etap, wo wir bei Livemusik, Wasserpfeife und Ouzo den Abend ausklingen liessen.


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